Warndienst 14 Pflanzenschutz/Pflanzenbau 15.05.2025
Getreide:
Die Entwicklung des Weizen/Dinkel ging in den letzten Tagen rasant vorwärts. In fast allen Lagen spitzt das Fahnenblatt, frühe Lagen sind beim Ährenschieben. Die Krankheitsituation ist weiterhin entspannt. Durch die weiter anhaltende Trockenheit sind angepasste Fungizidstrategien anzuraten. Septoria wird – anders als im letzten Jahr – keine ertragswirksame Rolle mehr spielen. Braunrost ist vereinzelt zu finden und ist die Krankheit die jetzt (neben Fusarium in der Blüte) zu beobachten ist. Auf vielen Standorten kann dieses Jahr eine preiswerte Grundabsicherung mit Schwerpunkt Rost ausreichen, dies gilt insbesondere auf flachgründigen Standorten. Solange keine Rost-Infektionen sichtbar sind, kann bis zum Ährenschieben abgewartet werden.
Auf Schlägen nach Rüben oder Mais, auf denen das Fusarium-Risiko im Auge behalten werden muss, sind zwei Vorgehensweisen denkbar. In guten Beständen mit guter Ertragserwartung kann eine Vorlage mit ca. 80% eines potenten Fungizides erfolgen, um dann ggf. in der Blüte mit einem fusariumwirksamen Fungizid reagieren zu können. Auf Standorten, auf denen die Ertragserwartungen aufgrund der Trockenheit begrenzt scheinen und die Bestände derzeit gesund und rostfrei sind, kann abgewartet werden und so evt. erst zur Blüte zu behandeln. Dies setzt aber eine gute Bestandesbeobachtung und –kontrolle voraus.
Situation | Empfehlung | Bemerkung |
(Rost-)gesunde Bestände ohne Fusarium-Risiko | 1,0 l Folicur* (250 g Tebuconazol) | Preiswerte Grundabsicherung |
0,8 l Folicur* + 150-200 g Prothioconazol | ||
0,8 l Folicur* + 0,6-0,8 Azoxystrobin (150-200g) | Längere Rost-Dauerwirkung durch Strobilurin | |
Bessere Standorte ohne Fusarium-Risiko | 1,2 Ascra Xpro/1,2 Revytrex/Univoq+ Regoral/ Avastel Pack | Leistungsstarke Mischungen mit guter Dauerwirkung |
Fusarium-Risiko z.B. nach Vorfrucht Mais |
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Abwarten und fusariumwirksame Mischung in der Blüte | Bei andauernder Trockenheit und keinem Rost-Auftreten (und guten Nerven) kann auch bis zur Blüte gewartet werden | |
Vorlage mit ca. 80% Aufwandmenge+ Blütenspritzung mit Folicur/Prosaro/Navura |
*Oder anderes Tebuconazol-haltige Produkt
Der Befall mit Getreidehähnchen ist derzeit moderat und nicht bekämpfungswürdig, sollte aber laufend kontrolliert werden. Der Befall wird aber i.d.R. überschätzt und ist selten bekämpfungswürdig. Der Bekämpfungsrichtwert liegt bei 1 Larve je Fahnenblatt oder 20% geschädigter Blattfläche. Falls bei Ihnen stärkerer Befall vorliegen sollte, bitten wir um Rückmeldung. Beachten Sie unbedingt die Auflagen in den Landschaftsschutzgebieten (Behandlung erst nach Warndienstaufruf).
Körnererbsen:
Kontrollieren Sie Ihre Bestände auf Blattläuse. Diese sitzen sehr verdeckt in den eingerollten Blättern und Blütenknospen, daher lassen sie sich nur schwer finden. Der Bekämpfungsrichtwert liegt bei 5-
10% befallener Pflanzen. Bei Überschreitung der Schadschwelle empfehlen wir das Produkt Teppeki mit einer Aufwandmenge von 140 g/ha. In den Schutzgebieten muss ein Spritzfenster angelegt werden.
Sojabohnen:
Im Nachauflauf sind in Sojabohnen Harmony SX und Clearfield Clentiga möglich. Gegen Knöterich-Arten ist Clentiga besser wirksam, Melde/Gänsefuß ist ab dem 4 Blattstadium nicht mehr ausreichend bekämpfbar. Der Einsatz von Harmony SX kann bei Kamille sinnvoll sein.
Zuckerrübe:
Der Befall mit Läusen ist sehr unterschiedlich. Die Schadschwelle bei der schwarzen Bohnenlaus liegt bei 30% befallener Pflanzen, bei der grünen Pfirsichblattlaus bei 10%. Bei Bedarf empfehlen wir 0,3 kg/ha Pirimor G.
Das LTZ führt zusammen mit den Regierungspräsidien und dem amtlichen Dienst sowie anderen Teilnehmern zweimal wöchentlich Besprechungen zum Thema Schilfglasflügelzikade durch, um die Monitoring Ergebnisse zur Schilfglasflügelzikade und dem daraus resultierenden Einsatz von Notfallzulassungen genehmigten Insektiziden abzustimmen. Vergangenen Dienstag wurden die Erstfunde von Zikaden thematisiert und die Rübenanbauer per beet2go App darüber informiert. Anbei die Mitteilung.
Die ersten SGFZ wurden im frühen Gebiet im Weizen nach Zuckerrüben beobachtet und auch die erste SGFZ in der Rheinebene auf einer Falle in Zuckerrüben gefangen. Im wärmsten Gebiet sind also einzelne Zikaden unterwegs. Dies ist jedoch noch nicht der Zeitpunkt für eine Bekämpfung, da eine mögliche Behandlung nur auf einzelnen Schlägen sehr wenige Zikaden erfassen würden. Erfahrungen im Jahr 2024 haben gezeigt, dass die späteren Behandlungen eine ausreichend hohe Wirkung gezeigt haben. Die Anwendung von Insektiziden gegen die Zikaden als Vektoren von SBR und Stolbur ist aufgrund des Vorbehaltes eines Warndienstaufrufes bei den Notfallgenehmigungen derzeit nicht zulässig.
Feldrand:
Mähren/Mulchen Sie rechtzeitig ihre Feldränder. Besonderes Augenmerk sollte wieder auf die Trespe gelegt werden, die die letzten Jahre wieder verstärkt einwandert.
In Feldrändern ohne problematische Gräser wäre im Sinne der Biodiversität ein späterer Mulchtermin zu begrüßen.
Gez. Nina Waldorf
Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis - Fachdienst Landwirtschaft -Präsident Wittemann Str. 9, 74722 Buchen Tel.: 06281/5212-1604 oder 0151 64545220
E-Mail: Nina.Waldorf@neckar-odenwald-kreis.de